Mir liegt heute ein Thema am Herzen, über das ich eigentlich schon länger schreiben wollte.
Ein sehr beliebtes angeblich “hochspirituelles“ Thema.
Dieser ach so beliebte Ausdruck, „Oh, da habe ich aber gerade etwas in dir angestoßen und dir wohl einen Spiegel vorgehalten.“
Nicht zu vergessen, dass beliebte „Oh, da habe ich etwas in dir angetriggert!“
Oder „Ich habe da wohl bei Dir einen Knopf gedrückt.“
Oder „Anscheinend habe ich einen Nerv getroffen?“
Nöööö … hat derjenige dann meist nicht. Er/Sie hat sich damit in meinen Augen ein spirituelles Armutszeugnis ausgestellt.
Eines vorweg „Es kotzt mich einfach nur noch an, wenn sich jemand mit solch doofem Spruch aus einer ernsthaften Diskussion herauswindet.
Nichts anderes ist es für mich, als Realitätsverweigerung und was schlimmer ist, geistige Faulheit, Faulheit über das, was das Gegenüber sagt, nachzudenken und sich auf einen ernsthaften, tiefgehenden Dialog mit dem anderen einzulassen.
Lieber wirft man mit vorgefertigten Sätzen und „esoterische abgehobenen“ Theorien um sich.
Nochmals, es kotzt mich regelrecht an und lässt mich doch auch traurig sehen, wohin manche dieser nebulösen Strömungen führt.
Mitten in die zwischenmenschliche Einsamkeit.
Egal, ob ich jemandem antworte, oder was heute im virtuellen Raum ja schon üblich ist, angegangen, frech angemacht, kritisiert oder aber, mit Anschuldigungen, Unwahrheiten, oder beleidigungen bedrängt werde.
Gleichgültig ob ich eine Statement abgebe, weil wieder einmal jemand übergriffig mir gegenüber wurde.
Vielleicht auch, wenn jemand das Gespräch mit mir sucht und ich ihm auf diverse Aussagen antworte, weil ich vielleicht eine andere Meinung habe, oder die Dinge anders sehe.
Aber auch, wenn ich auf Unwahrheit oder Beleidigung etc. reagiere und einfach mit deutlichen aber angemessenen Worten und der Bereitschaft zu einer Auseinandersetzung ein Statement abgebe.
Dann wird einem, besonders aus einer gewissen Szene, gerne nur ein bis an die äußerste Grenze abgenutzten Spruch hingeworfen, in einer Ausdrucksweise, die sagt, ich weiß es besser, Du bist nur einfach nicht soweit entwickelt wie ich, also schließt sich hier jegliche Diskussion aus … Ja, dann ärgert mich dies.
Meine Meinung, meine Aussagen, meine Wahrheit zu dem was ich diesem Gegenüber antworte, wird mit einem flachen, verletzenden und meine Belange und Gedanken missachtenden dämlichen Spruch, der sich dabei auch jeglichen Argumenten verschließt, abgetan.
Und genau hier sage Ich … das ist geistige Faulheit, das ist Desinteresse an meiner Person, das ist eine menschenunwürdige Reaktion, das ist verbale Inkontinenz, das ist eine so offensichtliche desinteressierte Haltung am Gegenüber, dass dies schon beleidigend sein könnte.
Und vor allen Dingen ist es eine bewusste Provokation, ein Versuch, mich, oder denjenigen, den es betrifft, vor der Öffentlichkeit herabzusetzen, und der Versuch einfach wieder einmal dagegen zu sein, gegen was ist dabei zumeist irrelevant, wichtig ist dieses Dagegen sein.
Wer einem Menschen etwas vorwirft, eine blöde Aussage, eine Unwahrheit und Ähnliches, auf das der Empfänger antworten möchte und dies auch tut, dabei vielleicht auch noch seine innersten Gefühle offenbart und der dann eine Antwort bekommt wie
„Ooooooh habe ich bei dir ein Knöpflein gedrückt und dir den Spiegel vorgehalten“
…ein solcher Mensch zeigt mehr als deutlich sein eigenes Ego, sein eigenes Unvermögen, sich ernsthaft auf sein Gegenüber und auf einen ehrlichen Austausch einzulassen.
Ein solcher Mensch lebt Oberflächlichkeit vom Feinsten.
Ja, Oberflächlichkeit, Ichbezogenheit und Desinteresse an seinen Mitmenschen und damit am Leben allgemein.
Vielen, die solche Sprüche ungefiltert und gedankenlos nachplappern, ist nicht bewusst, wie zutiefst verletzend solch eine Aussage sein kann und wie sehr diese offenbart, dass man selbst einfach Recht behalten will und es *spiegelt* unsagbar deutlich, die eigene seelische Entwicklung, die wohl kaum soweit ist, wie der/die Sprecher solcher „esoterischer“ Plattheiten vorgaukeln möchte.
Hier werden einfach nur unbedacht Phrasen, nicht hinterfragte mit Licht und Liebe verbreitete Weisheiten und oftmals einfach nur Unbedachtes nachgeschwätzt in den Raum geworfen.
Hier sind die Aussagen nun aber meist auch noch so konstruiert, dass das Gegenüber, also zum Beispiel Ich, bei einer eventuellen Antwort gleich als dämlich, unwissend und ja noch lange nicht soweit entwickelt, wie der Phrasen-Verteiler dastehen soll.
Wo um alles in der Welt lässt sich in so einem Verhalten auch nur ein klitzekleiner Funken spiritueller Lebensweise erkennen?
Ein spirituell ausgerichteter Mensch lebt seine eigenen Wahrheiten, ohne diese irgendwem aufdrängen zu wollen.
Ein spirituell weiser Mensch klagt nicht an, beschuldigt nicht und verurteilt nicht ohne sich mit der Gegenseite verbal auseinanderzusetzen. Dies auch, weil ein solcher Mensch weiß, dass er aus allem lernen kann. Ein spiritueller Mensch weiß, dass sein Gegenüber seine ureigenen Weisheiten leben darf. Dabei ist er auch zumindest zu Beginn, ernsthaft am Gegenüber interessiert und weil fühlt, dass hier auch eine Erkenntnis auf ihn wartet. Ein spiritueller Mensch schaut genau in sich selbst, wenn er einen anderen kritisiert, oder ihm erklärt, wieso er anderer Meinung.
Der spirituell entwickelte Mensch weiß, dass er der Ego-Mensch sich selbst den Spiegel vorhält, den dieser eigentlich ihm vor die Nase platzieren möchte. Er weiß auch das der andere wahrscheinlich an den eigenen Knöpfen drückt und damit bei sich selbst etwas auslöst und nicht bei einem evtl. fremden Gegenüber.
Ein reifer Mensch würde niemals mit solchen flachen, vagen, verletzenden Formulierungen um sich werfen.
Ein spiritueller Mensch würde dankbar die Gelegenheit nutzen, sich auszutauschen, die Antworten des Gegenübers verstehen wollen und sich mutig, auf für ihn, vielleicht neue Erfahrungen einlassen, um dann, wenn er es als nötig erachtet auch an seinen eigenen Überzeugungen dazu zu arbeiten und diese vielleicht neu auszurichten. Oder aber zu erklären, wieso er bei seiner Ansicht bleibt.
Spiritualität freut sich auf neues Wissen, auf Wachstum, auf Anregung und auch auf Veränderung des eigenen Selbst.
Und zu guter Letzt würde ein spirituell lebender Mensch gewiss sein Gegenüber nicht so unachtsam, so herabwürdigend und von oben herab behandeln, indem er sagt
„Oooooh wie schön ich habe dir einen Spiegel vorgehalten und wie wunderbar, ich habe dich angetriggert“, auch würde er dabei seinem Gegenüber nicht das Gefühl vermitteln, als trage er alle Wahrheiten in sich und sein Gegenüber ist höchstens ein spirituelles Vorschulkind, welches gerade die Lektion seines Lebens verpasst.
Menschen, die andere mit solche ausgeleierten Allgemeinplattitüden beschenken, geben damit offen zu, dass sie sich einer reifen, tiefgehenden, erkenntnisreichen und Verbindenten Aussprache, aus welchen Gründen auch immer entziehen wollen und/oder zu unreif sind, sich geistig auf der Ebene der Achtsamkeit und der gegenseitigen Wertschätzung zu treffen.
Diese Vorgehensweise zeigt keinerlei spirituelle Entwicklung, sondern „SPIEGELT“ die innere Einstellung dessen, der diese ausspricht. Dieses Verhalten zeigt eine starke Hinwendung zum eigenen EGO, weg vom zwischenmenschlichen und gemeinsamen Tun, hin zu einsamen alleinigen agieren.
Ich persönlich nehme mir die Freiheit zu sagen „ein Mensch, der solche Sprüche nutzt, befindet sich mitten drinnen im Egogetümmel und weit weg von einem reifen und achtsamen Umgang miteinander.“
© Erika Flickinger