Muss ich selbst es mir wert sein geliebt zu werden damit mich der andere lieben kann?
Ein klares Nein von meiner Seite dazu.
Wieso soll ich nur geliebt werden können, wenn ich mich selbst liebe?
Diese Frage habe ich auf meinem Blog und in meinen Texten schon oft beleuchtet.
Jeder von uns hat Anteile in sich selbst, die er (noch) nicht lieben kann. Jeder Mensch legt auf andere Dinge wert, hat seine persönlichen Prioritäten anders gesetzt. Aus gutem Grund wie ich finde. Wir sind doch keine Einheitspersönlichkeiten!
Wie würde die Welt ausschauen, wenn jeder gleich fühlt, wenn jeder die gleichen Aufgaben und Defizite hat, an denen er arbeiten soll, wenn jeder nur auf die Heilung eines inneren Kindes konzentriert ist oder auf imaginäre Spiegel, die ihm andere vorhalten sollen?
Traurig würde unsere Welt aussehen.
Nicht jeder muss ein inneres Kind heilen, und nicht jeder hat in seinem Seelenpartner einen Spiegel vor sich. Und nicht jeder hat den Weg der Selbstliebe zu gehen.
Sondern ein jeder hat seinen eigenen, individuellen Weg und einzigartige Lernerfahrungen vor sich.
Die ständige Konzentration auf das innere Kind, auf Spiegelungen und auf den Schmerz, den ein Seelenpartner angeblich auslösen „muss“, führt einem im Grunde von sich Selbst und dem eigenen Lebenssinn weg.
Wer ständig jede Begebenheit, seine Liebe betreffend, durchleuchtet und analysiert, der verliert die Leichtigkeit in der Liebe.
Wer sich ständig auf Spiegel, Resonanzgesetze und die Heilung vom inneren Kind fixiert, der verliert dies, was sein Gegenüber an ihm selbst so schätzt … seine Spontaneität, seine zauberhaften Macken, seine Eigenarten, und genau die sind es vielleicht, die dich für ihn/sie so anziehend und liebenswert machen.
Ich finde es traurig, dass die Liebe nicht mehr als Liebe, sondern als Wettbewerb, Arbeit an sich selbst und Leistungsdruck erfahren wird. Ich finde es traurig, dass man quasi eine To-do-Liste heranziehen muss, anstatt sich einfach der Liebe zu widmen, sie anzunehmen, so wie sie gerade erscheint, ohne sich gleich zu fragen, „was habe ich hier zu lernen, was will er/sie mir spiegeln, wie reagiert mein inneres Kind, und liebe ich mich selbst genug, damit er/sie mich auch lieben kann?“.
Ich bin der Meinung, dass gerade diese Fragen, manche Liebe zum Scheitern bringen. Das Analysieren, das Auseinandernehmen, von Gefühlen, von sich selbst und vom Gegenüber, bereitet keinen fruchtbaren Boden für eine Beziehung vor, sondern wühlt ihn so um, dass darauf kaum noch dieses zarte Pflänzchen der Liebe gedeihen kann.
Durch all diese Arbeit an einem Selbst, verändert man sich krampfhaft und auf unnatürliche Weise, und nicht in dem Tempo, welches das Leben für uns persönlich bereithält. Und dann wundert man sich, wieso der andere sich zurückzieht. Und erkennt nicht, dass es gerade deshalb ist, weil man sich so verändert hat, weil der andere einem nicht mehr erkennt, wie er uns zu Beginn erkannt hat, jedoch nicht, weil man es nicht wert wäre, geliebt zu werden.
Und ich bin der Überzeugung, dass es schlicht und einfach unsere Aufgabe sein kann, uns genauso anzunehmen wie wir sind, dann lieben wir uns auch selbst, einschließlich des inneren Kindes, und können erkennen, dass es gerade die angeblichen Defizite sind, und die „Höhen und Tiefen“ des inneren Kindes sind, weshalb der andere uns liebt.
© Erika Flickinger
(Aus „Mysterium Dualseelen und karmische Liebe – 50 Fragen und Antworten“)