Vielleicht traut Sie sich nicht mehr aufs Eis der Liebe,
weil schon das leiseste Knirschen an die Zeiten erinnerte,
als Sie vertrauensvoll auf der Spiegelfläche der Emotionen
Ihre Pirouetten voller Energie, Liebe und Hoffnungen drehte,
um sich letztendlich doch im eisigen Wasser zum rettenden Ufer zu kämpfen.
Und immer schüttelte Sie sich das Wasser aus dem Fell,
pflegte Ihre Wunden, um schon bald dem Gedanken zu frönen,
„Was soll es, was mich nicht umbringt, macht mich härter.“
Wähnte es und fand sich immer schnell im kalten Bach
verlorener Emotionen und gewonnener Erfahrungen wieder.
Doch mit jeder untergegangenen Hoffnung
lag das rettende Ufer weiter entfernt … ließ sich schwerer erklimmen.
Ja, vielleicht traut Sie sich nicht mehr auf die Spiegelflächen der Liebe,
weil die Zeit Sie mit jeder Erfahrung härter werden ließ … so hart …
dass die eigenen Sehnsüchte nicht mehr über Ihre Mauern fanden,
wohlwissend, dass da draußen auch romantische Ufer warteten.
Ja und vielleicht mag Sie auch nicht mehr aufs Eis der Emotionen schreiten,
da sie bei zaghaften Blicken über ihre Festungsmauern sah,
dass wahrhaft Liebende, im wärmenden Sonnuntergang des Lebens,
Hand in Hand ineinander verschlungen gemütlich dahin schlenderten.
Die Erkenntnis, dass Liebe keine spiegelnden Flächen zum Tanz suchte,
sondern wogende Wiesen und plätschernde Bachläufe, schmerzte doch sehr.
Der Tanz auf dem Eis, dies wurde Ihr schmerzhaft bewusst,
war der Weg der Erkenntnis, dass jene Liebe,
die sich dauerhaft ins Leben atmet,
keine spektakulären Eiskunstläufe sucht,
sondern sich mit Vorliebe ein schlichtes doch gefühlvolles Nest
im wärmenden Lichtspektrum des vergehenden Lebens baute.
In Ihr leuchtet die Botschaft, dass es nicht zu spät sein muss,
in vorgerückter Stunde des Leben die wirkliche Liebe zu empfangen.
Denn für die Liebe ist es niemals zu früh oder zu spät,
um sich im weichen Schein der Abenddämmerung ihr Nest zu bauen.
Für manche Liebe ist es früh genug, sie erst spät zu erkennen,
um den Lauf des Sonnenunterganges voller Fühlen zu vollenden.
© Erika Flickinger